Darüber habe ich mir vorher keine Gedanken gemacht – über die „Begeschlechterung“ in meinem Blog.
Hier geht es ja nicht amtlich zu. Dort, in Groß-Behördenstedt, erwarte ich Genauigkeit. Nicht wie früher, als man von Amts wegen doch ziemlich nachlässig war. In meinem Führerschein bspw., der die Unterteilung in Herr/Frau zuließ (Katastrophe, auch noch Fräulein!), steht am Schluss, völlig unlogisch „Eigenhändige Unterschrift des Inhabers“. Trotzdem sollte ich, die vorher eindeutig als Frau definierte Frau H. aus H., unterschreiben. So zog sich damals ein Mischimaschi durch Ausweise, Bescheinigungen und Bescheide. Heute geht es korrekter zu. Was dann aber ziemliche Satzungetüme hervorbringen kann.
Hier im Blog aber geht es ausschließlich um den Lesefluss. Unglücklicherweise ist dieser sehr schnell mit den verzwackelten Jungs-Mädels-Kombinationen aufzustauen. Allein den Artikel „G8 entspannt gem8“ hätte ich locker um mehrere Zeilen verlängern können durch Staatsdiener / Staatsdienerinnen, Polizisten / Polizistinnen, Gefängnisausstatter / Gefängnisausstatterin usw. usw. Damit wäre zwar der sprachlichen Gleichberechtigung genüge getan, aber der Lesefluss würde nur noch mühsam von einer Staustufe zur nächsten plätschern.
Ich bitte deshalb um Nachsicht, wenn ich nur eine Form verwende: Es geschieht allein aus Gründen der Lesefreundlichkeit. Und da bekannt ist, dass einige Herren noch etwas schreckhaft sind und sich von weiblichen Formen (zumindest grammatikalisch) nicht angesprochen fühlen, ist es halt die männliche Fassung.
Manche Männer reagieren ja sogar verärgert, wenn ich sie bei Begrüßung in einer gemischten Gruppe mit einem freundlichen „Hallo Mädels“ in die Mädchenriege eingruppiere. Ist mir völlig schleierhaft. Sollen sich doch freuen, wenn sie befördert werden! 🙂
Als „Übung“ für die Herren werde ich aber ab und an mal rein weibliche Texte einstreuen. Zuckt nicht jetzt schon, Jungs. Entspannt euch!
Irgendwie beneide ich Sprachen, die solche Falltüren nicht haben, schon ein bisschen.
Oh ja endlich spricht es mal eine Frau aus. Diese ganz …-inninen gehe mir besonders in der Doppelausführung (liebe Mitschüler und Mitschülerinnen) auf den Keks. Spätestans seit die Frauenbeauftragt in Hannover, die Fahrradsymbole auf den Fahrradwegen der Hamburger Allee, in Frauenfahrräder hat umwandeln lassen (durch entfernen der „Herrenstange in der Mitte des Fahrradsymbols) hatte ich so meine Zweifel an dem Selbstbewusstsein des ein oder anderen weiblichen Mitmenschen. Ich kann mich Susanne nur anschließen Lesefreundlichkeit vor political Korrektness. Jawohl!
@Martin: Ja, manche Dinge sind für mich etwas schwierig nachzuvollziehen – bspw. eine Abordnung auszusenden um Geschlechtsumwandlungen an Fahrradsymbolen vorzunehmen. Da Stadtkassen eher mit der Schwindsucht kämpfen, wird dem eigentlichen Gleichstellungsgedanken m.E. ein Bärendienst* erwiesen. Das Rad geht quasi nach hinten los!
Um nicht missverstanden zu werden: Ich befürworte es durchaus, wenn Radwege neu gekennzeichnet werden, sie wechselweise mit „männlichen“ und „weiblichen“ Fahrrädern zu bepinseln (ein echtes Zeichen(!) für die Gleichberechtigung). Aber eben dann, wenn eine Neukennzeichnung ansteht.
*Nachtrag: oder gar ein Bärinnendienst?! 🙂
Also ich persönlich finde die Anrede: „liebe Krankenschwestern und Krankenschwesterinnen“ schon ziemlich ausgeklügelt, wenn ich mich auch eher bei der rein männlichen auswahl von Berufsbezeichnungen wohler fühle:-)))
@Q-Senk: Ich bin im Blog wirklich entspannt mit den Berufsbezeichnungen. Wegen weil wir hier so völlig unamtlich sind.
Wusstest du eigentlich, dass die heutige Google-Abfrage erst an allerletzter Stelle auf der ersten Seite davon ausgeht, dass ein „Sekretär“ ein Mann ist – vorher ist er Schreibmöbel bzw. Vogelart (hurra, immerhin schon ein Lebewesen) … 😉
Bei dem „Staatssekretär“ drängt sich mir auch nicht als erstes das Bild eines Vorzimmerherrleins auf. 😉
schon die männliche version von politesse bekannt?? POLITEUR! da vermutet man doch eigentlich etwas anderes unter der bezeichnung!
@geli: Hatte schon davon gehört, wollte es aber nicht glauben.
In meinem Kopfkino läuft bei Politeur auch eher ein Werbefilm aus vergangenen Zeiten ab: Poliboy – dieser gezeichete „Hausfreund“, der die Politurflüssigkeit mit weichen Füßchen ins hölzerne Mobiliar einarbeitete. Ich nehme an, er sitzt mittlerweile im blank gewienerten Schaukelstuhl, erzählt allen von seinem Abenteuer, als er fast über die Sideboardkante geschliddert wäre und guckt etwas herablassend auf Laminat und Kunststoffbeschichtungen.