In diesem Jahr gibt es auf meinem Balkon einen wahren Dschungel an Kapuzinerkresse. 6 Pflanzen pro Kasten (nach Aussage meiner Mutter „Viel zu viele!“ – ja, sie hat recht … Merkzettel: Nächstes Jahr nur 4 Knubbel einpflanzen, es wird trotzdem ausreichend Grünzeug für den Salat) halten sich nicht wirklich an den Tütenaufdruck „niedrigwachsend“:
Die mit gelblichen Blüten stehen einen halben Meter fast senkrecht im Kasten und überfallen bei Wind ihre Nachbarn mit orangen Blüten, die wachsen zwar niedriger, versuchen dafür aber, Lianen aus dem Obergeschoss bis auf den Hof zu pusseln.
Bei den ersten Blüten wollte ich hungrigen Hummeln und Schwebfliegen nichts wegessen, mittlerweile haben sie aber wohl die Nase voll von Kresse (Merkzettel: Nächstes Jahr eine bunte Wiesenmischung im Extratopf als Alternativmenü anbauen) und ich könnte selbst auf die Weide.
Aber: Die Mitesser, die ich jetzt entdeckt habe, sind nicht annähernd so willkommen wie Hummel, Biene & Co. … Genaugenommen, sind sie so willkommen wie ein Stinktier unterm Weihnachtsbaum: Es sind Blattläuse, die in Legionen meine Kresse heimsuchen. Das Marienkäferchen, dass ich entdeckte, hatte nicht die geringste Chance, die lausige Bande in Schach zu halten.
Was tun? Die Chemiekeule ging nicht, 1. wegen besagten Käferchens samt seiner Verwandtschaft und 2. kommen auch immer noch mal wieder welche von den pelzigen Brummern vorbei. Befallene Triebe einzeln rausschneiden ist schwierig, da meine Kresse Freude an Knotenspielen hat und das Ganze mittlerweile zu verdröselt ist. Also her mit der Machete, in diesem Fall meine Küchenschere, und fröhlich effiliert. Nach diesem gärtnerischen Kunstgriff hoffe ich, dass das Marienkäferchen wieder den Überblick über die verbliebenen lästigen Sauger hat.
Zur Unterstützung stürze ich mich jetzt jedenfalls mehrmals am Tag mit Scannerblick (das ist in diesem Fall die gesteigerte Form von Kennerblick) aufs Grünzeug und leiste meinen Anteil an der Plagenvernichtung. Wie man an meinen schmuddeligen Mörderhänden sehen kann, schrecke ich auch nicht davor zurück, ganze Kinderstuben samt Betreuerin aus meiner Plantage zu entfernen. Wenn ich die sorgsam aufgereihten Gelege betrachte, bekomme ich fast schon ein schlechtes Gewissen – das verschwindet aber völlig, wenn ich sehe, wie meine Pflanzen ausgesaugt und zugerichtet werden, bis sie schläpplich die Blätter hängen lassen …