Schneeflöckchen in der Umweltzone …

Heute Nacht hatte es geschneit, so dass morgens eine zarte Schneedecke auf Autos und Bäumen lag. Genau die richtige Menge zum Schönfinden. Ein derartiges Ereignis gab es auch kurz vor Weihnachten 2007: Erstaunlicherweise war der Schnee nur stellenweise in Hannover gefallen, die Innenstadt war bspw. gänzlich unverschneit. Diese partielle Schneeeinstäubung wurde mit dem Begriff „Industrieschnee“ erklärt.

„Industrieschnee“ – das hört sich an, als wäre es so ein klebriges Schnee-Imitat aus der Sprühdose, mit dem Fensterscheiben und künstliche Tannen auf Weihnachten getrimmt werden können oder etwas, das zielgenau per Schneekanone verrieselt wird, um weihnachtliche Stimmung zu erzeugen oder -in größeren Mengen- für Skifahr-Bedingungen zu sorgen. Es klingt sehr nach „Wasch dir die Hände, du hast Industrieschnee angefasst.“.

Ich habe aber auch erfahren, wie Industrieschnee entsteht: Bei entsprechender Wetterlage (Inversion? Infusion? Inspektion?) kuscheln sich Wasserdampf und feine Staubpartikel in nicht allzu großer Höhe zusammen. Gemeinsam (ge-)frieren sie dann zu feinkörnigem Schnee und gehen zu Boden. Ich weiß, das ist sehr laienhaft formuliert, aber ich bin ja auch kein Wetterfrosch. Ich habe nicht mal eine Leiter in meinem Weckglas.

Was mich aufhorchen ließ, war „Staubpartikel“. Seit gestern wohne ich in einer der ersten Umweltzonen dieser Republik (klingt schon fast wie Luftkurort). Das heißt: Zukünftig kann es hier keinen Industrieschnee mehr geben. Wir haben nämlich keinen Schwebeschmuddel mehr, der mit Wasserdampf rumfraternisiert, um Winterillusionen zu erzeugen. Wenn es hier also wie heute schneit, dann ist das guter echter Frau Holle-Schnee. Die Bewohner der List sind keine Schnee-Fälscher. Haben wir nicht nötig!

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„Dosenfutter“ auf Gourmet-Art

Letzte Woche rief mich eine Freundin an, um mir mitzuteilen, dass Jamie Oliver (ja, der begnadete und witzige Koch aus England) in einer Fernsehshow kocht, die normalerweise nicht auf meinem TV-Speiseplan steht.

Mit einem Jamie Oliver als Gast, änderte sich das natürlich schlagartig: Ich schaltete den Fernseher ein und hockte mich erwartungsvoll aufs Sofa. Was soll ich sagen/schreiben – ich wurde mal wieder total überrascht. Der Meister des unkonventionellen Kochens hat erneut einen echten „Oliver’s Twist“ vorgeführt.

Unter Verwendung einer blechernen Keksdose (den Deckel mit einigen Löchern versehen), verschiedener Kräuter, einer guten Handvoll Sägespäne und einem Stück Alufolie baute J.O. einen Kleinsträucherofen (um diesbezügliche Rückfragen zu vermeiden, das heißt Kleinst-Räucherofen und nicht Klein-Sträucherofen!), der auf einem ganz normalen Herd funktioniert: Dosenboden mit Kräutern (Rosmarin usw.) und Sägespänen bedecken, Alufolie drauflegen und darauf einfach ein paar ausgesucht schöne Stücke Lachs legen. Fertig.

In seiner heimischen Küche gibt Herr O. im wahrsten Sinne des Wortes Gas. In Deutschland stehen die Brandschutzbestimmungen der Verwendung von Gas in Studioküchen wohl entgegen. Dort bereitet man den Menüs per Induktionsherd einen heißen Abend. Das erforderte für die Lachsräucherei etwas veränderte Zubereitungszeit, klappte aber auch.

Die anderen anwesenden Köche/Köchinnen waren zum einen von der eher campingmäßigen Zubereitungsart und zum anderen von dem wohl doch leckeren Geschmack des Ganzen geradezu verblüfft. Man gratulierte sich gegenseitig zu den gelungenen Ergebnissen – schließlich waren die anderen ja nicht nur zum Probieren da, die mussten auch selbst etwas brutzeln. Das ebenfalls beköstigte Publikum war auch begeistert.

Ich denke, dass ich diese Art der Lachszubereitung unbedingt auch mal ausprobieren werde. 1. liebe ich warmen geräucherten Fisch, 2. freue ich mich, wenn Dinge außer ihrem eigentlichen Nutzen (in diesem Falle Keks-/Konfektaufbewahrung) noch wunderbare Zusatznutzen haben und 3. – last not least – wie es im Englischen heißt: Ich habe den perfekten Vorwand, mir eine Riesendose „Cadbury Roses“ zu kaufen. Das bedeutet, 1,3 kg wunderbarste Schokoladen- und Toffee-Mischung können unter dem Deckmäntelchen der experimentellen Küche bei mir Einzug halten. Jaaa!

Was mir bei der Zusammenstellung der Kochutensilien noch aufgefallen ist: MacGyver hätte daraus vermutlich auch ein ozeantaugliches Boot für zwei Personen machen können.

Falls ich vor Weihnachten nichts mehr hier veröffentliche (und die Chancen stehen gut, dass ich es nicht mehr tue), wünsche ich schon mal heute allen fröhliche Festtage! Ob mit Lachs oder Zweimannboot oder wie auch immer – macht es euch so nett wie es nur geht.

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Was Fußball mit Ruderbooten zu tun hat

In der HAZ habe ich einen Text zum heutigen Länderspiel gegen Zypern gelesen, der mich etwas ins Grübeln brachte. Zu dem Bild des sportlich mit einem herzlichen „Welcome Cyprus“ illuminierten neuen Rathauses war zu lesen, dass die Gäste aus Zypern dieses Gebäude samt Lichtinstallation von ihrem Hotel aus gar nicht sehen können, auch die deutsche Mannschaft kann sich aus Unterbringungsgründen nicht daran erfreuen, denn: In dem Hotel, das gegenüber dem Rathaus steht und somit echte Logenplätze bietet, ist die Delegation des DFB untergebracht.

Ich hätte es ja als nette Geste empfunden, wenn die Gäste den Willkommensgruß von ihren Zimmerfenstern aus hätten sehen können. Da sie aber in einem ebenfalls namhaften Hotel untergebracht sind, vermissen sie den Ausblick womöglich gar nicht so sonderlich.

Dann kam für mich jedoch der echte Knaller im Text: Besagtes „Gegenübervomrathaus“-Hotel hält 150(!!) Zimmer für die DFBler bereit.

Empfinde nur ich dieses Mengenverhältnis „Spielerzahl:DFB-Delegierte“ als ungewöhnlich? Selbst wenn ich die Ersatzleute und Betreuer als Spieler mitrechne, kommt es mir vor, als wäre beim Rudern (um zumindest im sportlichen Bild zu bleiben) die Besetzung eines Achters mit Steuermann in einen Einer mit acht Steuermännern geändert worden.

Oder ziehen DFB-Delegierte nächtens mehrfach von einem Zimmer ins andere um und der versierte Hotelier hält deshalb immer einen Schwung freie Zimmer vor?

Als Unsportlerin fehlt mir offenbar Grundlagenwissen …

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„Namen sind Schall und Rauch“

… und „In Zukunft kann jeder Mensch für 15 Minuten Berühmtheit erlangen.“ – das erste Zitat stammt von Goethe, das zweite wird Andy Warhol zugeschrieben. Und beide kamen mir in den Sinn, als ich den Newsletter einer großen Kaffeerösterei las.

HeldensagenDort gibt es das Angebot, Romane personalisieren zu lassen. Nein, nicht einfach vorne den Namen des Eigentümers eindrucken, das wäre ja völlig unspektakulär. Das Angebot ist, dass ich selbst (oder jemand, den ich buchstäblich verewigt sehen möchte), der Protagonist eines Buches werden kann. Und so einfach geht es: Aus drei Büchern (Liebesroman, Krimi und ein Jugendbuch über einen – oh, Wunder – zaubernden Jungen) einfach das gewünschte auswählen, einen „Personalbogen“ ausfüllen mit Namen, Aussehen usw. – Fertig. Abschicken und schon wird man zum Helden.

Ist das eine logische Weiterentwicklung der unsäglichen „Deutschland sucht …“- und „Germany’s next Irgendwas“-Shows? Wer es dort nicht schafft, auf seine 15 Minuten Berühmtheit zu kommen, wird dann im Buch ein Star. Auch wenn letztlich doch nur das eigene Bücherregal oder der wackelnde Tisch davon erfährt.
Ich fände es nett, wenn jedem Castingteilnehmer zugesichert würde, dass er ein personalisiertes Buch bekommt, wenn er nicht gewählt wird. Damit würden womöglich teure Psychotherapien für die seelische Wiederaufrichtung der vorzeitig aus den Shows Gekickten entfallen (mit dem Begriff „vorzeitig“ bin ich in diesem Zusammenhang nicht ganz glücklich, ich halte es für zu spät – egal, zu welchem Zeitpunkt).
Außerdem käme niemand auf die Idee, ein Format wie „Deutschland sucht den am schnellsten aus einer Castingshow Geworfenen“ o.ä. zu kreieren. Ich bin sicher, dass viele Fernsehinteressierte sogar Buch-Patenschaften übernähmen, wenn damit sicher gestellt wäre, dass man von derartigen Shows verschont bliebe und mal wieder etwas mit mehr Substanz ins Programm käme. 19,99 EUR sollten einem da wirklich nicht zu viel sein.

Im weiteren Zuge der Individualisierung wäre dann natürlich auch die Personalisierung der Schulbücher denkbar. Das erschwert zwar das Unterrichten etwas, aber vielleicht bringt es wieder mehr Kinder ans Lesebuch. Da kann man doch schon mal Zugeständnisse machen.

Letztlich hoffe ich aber, dass diese Form der „Selbstverwirklichung“ nicht dazu führt, dass Autoren per Verzichtserklärung demnächst sämtliche Persönlichkeitsrechte ihrer Darsteller abtreten müssen.

Ich würde ja besonders die kreative Namensgestaltung der Buchautoren vermissen. Ein wunderbares Beispiel für eine ausgesuchte Wahl ist doch Joanne K. Rowling – wie viel Hintersinn und Tiefgang sie im Namen ihrer Darsteller untergebracht hat. Unglaublich!
Einer meiner Lieblinge ist aber nach wie vor der Hauptdarsteller mehrerer Geschichten eines Autors aus einer Schreibgruppe (Siegfried, wenn du das hier liest: Herzliche Grüße!!): „Schabulke“. Das ist doch mal ein Name. Wäre doch wirklich schade, wenn bald nur noch Namen auftauchen, die sich allein aus ihrer statistischen Häufung in der Bevölkerung ergeben.

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Vom Kinderspiel zum Automobil

Kürzlich fühlte ich mich an meine Kinderzeit erinnert:
Damals gab es Bilderbücher, mit denen man „neue“ Tiere kreieren konnte. Der Trick bestand darin, dass alle Buchseiten waagerecht in der Mitte geteilt waren. Die Tiere waren so gezeichnet, dass sie an der Schnittstelle dieselbe Breite hatten. So konnte man schöpferisch tätig werden und bspw. an ein gelb-braunes Giraffenoberteil ein graues Elefantenunterteil blättern. Fertig war der „Gira-fant“.

Naturwissenschaftlich interessierte Kinder haben nach intensiver Lektüre vermutlich früh verkündet, Evolutionsforscher o.ä. werden zu wollen. Andere kleine Menschen haben -unabhängig von ihrem Büchlein- beschlossen, Namenserfinder für Autos zu werden. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist der „TIGUAN“ (anscheinend hat das Buch Spätwirkungen).

Ich hatte nur den Namen auf dem Titel der Autozeitung eines Freundes gelesen und blätterte voller Vorfreude zum bebilderten Artikel. Was für eine unglaubliche Enttäuschung … Das Modell hat nicht die geringste Ähnlichkeit mit einer Kreuzung aus „Tiger“ und „Leguan“.

Auch in der Farbgestaltung wurde meine kindheitsgeprägte Erwartungshaltung nicht befriedigt. Nicht einmal annähernd. Oder gibt es die Auskleidung des Kofferraums mit Teppich im Tigerstreifen-Dessin (konnte man auf dem Bild leider nicht sehen)?!

Und versucht mir jetzt nicht unterzujubeln, dass der Tiger in den Tank gepackt wurde … Wo ist denn bitte der Leguan geblieben?

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Mein Leben auf der Bohrinsel

Vor einigen Wochen habe ich unter Schmerzen erfahren, dass die Wohnung über meiner renoviert wird: Als ich morgens im Badezimmer stand und meine Wimpern bepinselte, donnerte direkt über mir eine Schlagbohrmaschine los – ich zuckte zusammen und stach mir die Mascarabürste ins Auge. Für kurze Zeit habe ich im wahrsten Sinne des Wortes schwarz gesehen. Jetzt ahne ich, wo der Spruch „Wer schön sein will, muss leiden.“ herkommt. Ist vermutlich die geheime Parole der Handwerkskammer.

Seit diesem Tag bin ich Ohrenzeugin des Aufschwungs im Bauhandwerk: Ab ca. 7:30 Uhr läuft die Beschallungsmaschinerie an. Die ersten Tage mit ganz viel Rumgebohre und Abgestemme. Diese massiv destruktive Phase scheint aber mittlerweile abgeschlossen – wahrscheinlich weil bis auf die tragenden Wände alles perforiert und rausoperiert worden ist.
Entfernt wurde u.a. auch die Heizung. Was dazu führte, dass ich eine Erscheinung hatte: Ein feuchter Fleck zeigte sich an meiner Wohnzimmerdecke. Ich fürchte, er wird sich nicht zusammen mit den Handwerkern verziehen, sondern sich nur durch Pinselvoodoo vertreiben lassen.

Ich habe schon den Eindruck, als wenn die Renovierung eine leicht okkult angehauchte Veranstaltung ist. Woher z.B. wissen die Handwerker immer so genau, in welchem Zimmer ich mich gerade aufhalte?! Genau dort wird dann, eine Etage höher, rumgekraspelt.

Und fleißig wie die Profibastler sind, nutzen sie selbstverständlich auch noch den 6. Werktag der Woche zur Wohnraumverbesserung: Pünktlich um 7:30 Uhr hörte ich Samstag Kratz- und Schabegeräusche aus dem Zimmer über meinem Schlafzimmer. Als ich nach gut einer halben Stunde entnervt ins Bad zockelte, ging es dort weiter. Ich bin sicher, dass sie ihre Pause genau in der Zeit gemacht haben, die ich beim Bäcker war, denn als ich mich an den Kaffeetisch setzte, lief der „Lärmgenerator“ über meiner Küche an. Wie löblich. Wie nervig. Gegen ca. 17:30 Uhr war wohl jede Diele mit Hunderten von Nägeln an ihren Platz gebracht und mittels einer dröhnenden Schleifmaschine von Dachlattenstärke auf gängige Dielenhöhe geschrummelt worden.

Wie ich im Internet erfahren konnte, darf an allen Werktagen bis 20:00 Uhr die Umgebung akustisch teilhaben an Renovierungen – so gesehen, bin ich eigentlich noch fein weggekommen …

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Mund auf, Ohren zu?

Heute habe ich im Radio gehört, dass der Rat der Stadt Moskau in Erwägung zieht, bei Konzerten Playback zu verbieten. Zumindest bei Veranstaltungen, die von der Kommune mitfinanziert werden, sollen die Künstler nicht nur den Mund auf und zu machen (möglichst lippensynchron zur Bandeinspielung), sondern tatsächlich singen.

Ich stelle mir so was gerade auf westlichen Bühnen vor – und spekuliere, dass eine derartige Regelung einige Künstler in die Bredouille brächte. Vielleicht aber auch nur das Publikum …
Die Fähigkeit, ein Hörerlebnis der Sonderklasse zu bieten (in positivem Sinne!), während man eine Bühnenshow veranstaltet, die einem lauf-, hops- und zappeltechnische Höchstleistungen abverlangt, ist sicherlich nur wenigen Künstlern gegeben.

Angeblich war in Moskau auch überlegt worden, einen Verstoß gegen die Auflage mit Haftstrafe zu belegen. Davon ist man wohl wieder abgerückt. Die Zeit wird zeigen, ob man die Haftstrafe dann doch eher für die, die live singen, verhängen sollte.

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Kann ich das bitte nochmal hören?!?

Vor ein paar Tagen hatte ich eine der merkwürdigen „Was du eben verstanden hast, wurde nicht gesagt.“-Situationen. Sowas passiert mir manchmal. Dann höre ich offenbar nur das, was ich hören will.

Die anfänglich genannte Situation entstand während einer morgendlichen Nachrichtensendung auf meinem Lieblingskultursender. Ich stand noch leicht träumend vor der Kaffeemaschine als mein Radio plötzlich verkündete: „… der Unsicherheitsrat …“.
Ich merkte richtig, wie meine Ohren sich in Richtung Schallwellen drehten: Der was bitte? So eine Institution gibt es? In was für einer Welt lebe ich eigentlich? – Während diese Fragen durch meinen Kopf polterten, sprach der Nachrichtensprecher weiter und ich (jetzt hellwach und ganz gespannte Aufmerksamkeit) bekam zwei Sätze später des Rätsels Lösung.
Es hieß nicht der „Unsicherheitsrat“, sondern der „UN-Sicherheitsrat“. Entweder war es zu kurz gesprochen oder zu kurz gehört. Mein wankendes Weltbild stand wieder still.

Beim Kaffee überlegte ich, dass es wohl nur im deutschsprachigen Raum zu derart sinnverändernden Formulierungen kommen kann. Wir mit unserer Vorsilbe „Un“ – da sind Missverständnisse doch an der (internationalen) Tagesordnung.

Vielleicht sollte im hiesigen Sprachgebiet nur vom „Sicherheitsrat der Vereinten Nationen“ oder dem „Welt-Sicherheitsrat“ o.ä. gesprochen werden. Andererseits finde ich die neue Bezeichnung auch nicht völlig abwegig in ihrer Bedeutung … Wer weiß, welcher unterbewusste Eindruck da zum Vater des Missverständnisses wurde.

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Hannover und das gesunde Leben

Ich bin begeisterte Hannoveranerin – das mag vielleicht nicht immer so gefühlsgewaltig rüberkommen, aber die meisten Hannoveraner, die ich kenne, pflegen im Ausdruck ihrer Emotionen auch eher eine zurückhaltendere Art und Weise, als man sie vielleicht aus anderen Gegenden dieser Republik kennt.
Für Auswärtige und andere Nicht-Kundige: Wenn wir bei einem Konzert rhythmisch mit dem Fuß wippen, stehen wir innerlich quasi begeisternd jubelnd auf den Stühlen. Kommt noch ein angedeutetes Hüftschwingen dazu, sind wir tief in unserem Innersten der Ekstase nahe.
Auch bei umgekehrter Gefühlslage neigen wir hier nicht gleich zu vulkanartigen Gefühlausbrüchen.
Ich kann aber versichern, dass ich letzte Woche reichlich empört war: Mittwoch konnte ich in meiner Tageszeitung lesen, dass Hannover nach der Studie „Wo ist Deutschland am gesündesten“ der Zeitschrift „healthy living“ (ja, das gute alte deutsche „healthy living“) nur im Mittelfeld landet (Platz 54 in einer Reihe von 81). Das ist zwar nicht doll, aber noch kein Grund für eine ausgewachsene Empörung. Die kam erst, nachdem ich gelesen hatte, was denn zu dieser Bewertung führte. So richtig reingerissen wurden wir u.a. in den Positionen „Freizeit und Beziehungen“, „Medizinische Versorgung“ und „Umwelt, wohnen und Erholung“ – mehr als die Schulnote 5 war da nicht drin.
Und so eine miese Bewertung mag ich nicht glauben, wenn es um „meine“ Stadt geht. Von offizieller Seite wurden auch umgehend mehr als geringe Zweifel an der Aussagekraft der zugrunde liegenden Werte angemeldet.
Im Freundeskreis (auch alles eingefleischte H-Fans) wurde natürlich gegrübelt, wie es zu diesen Bewertungen kommen konnte. War es womöglich durch versehentliches Zeilen- und Spaltenhopsen zu einer Art „Kreuzbewertung“ gekommen? Wir konnten uns das Ergebnis der Studie nur so erklären.
Eine derartige Vermengung der Parameter zur medizinischen Versorgung mit bspw. denen der Grünflächenausstattung kann dann ratzfatz zu einer absoluten orthopädischen Unterversorgung in den Herrenhäuser Gärten führen. Auch die Eilenriede ist sicherlich nicht gerade ein Zentrum für zahnärztliche Behandlungen, von den geringen Fällen augenärztlicher Untersuchungen am Maschsee ganz zu schweigen.
Bei solch einer Auswertung wird es dann aber auch niemanden wundern, dass der Freizeitwert der städtischen Krankenhäuser nicht sonderlich üppig ist.

Wie so oft zeigt sich, dass an der Winston Churchill zugeschriebenen Aussage „Ich glaube nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe.“ doch was dran ist. Naja, muss ja nicht „gefälscht“ sein, „interpretiert“ reicht auch …
Und schon hat mich die hannöversche Gelassenheit wieder.

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Früher Vogel … hängt vorm Bildschirm?!

Das Thema „fernsehen“ beschäftigt mich schon wieder:
Ich bin ja nicht mehr so furchtbar dicht an der Jugend – weder an meiner eigenen noch an der anderer. Deshalb bin ich auch nicht mehr so vertraut mit den Fernsehgewohnheiten junger Menschen. Was sehen sie zu welcher Zeit?!
Als ich am Samstag in meiner Fernsehzeitung stöberte, war ich jedenfalls nicht schlecht erstaunt, als ich im Ersten einen Film mit dem Titel „Mein Freund Joe“ entdeckte. Eine Geschichte um 12-jährige Kinder, ausgewiesen als „Jugendabenteuer, FSK: 6 Jahre“ – nein, das alles hat mich noch nicht überrascht, die Sendezeit war es, die mich stutzen ließ: 2:35 Uhr.
Ich weiß, es war ein Samstag (bzw. ein extrem früher Sonntag) und außerdem ist Ferienzeit – aber haben sich die Wachzeiten von Kindern bereits derart verlagert? Beunruhigt hat mich auch die Vorstellung, dass die sensiblen Seelen fernsehmäßig auf dem Wege zu „ihrem“ Programm noch Western und Actionfilmen mit FSK: 16 ausgesetzt waren – oder auch „Straße der Lieder“ …
Vielleicht ist aber mittlerweile die Zeit, zu der diese Sendungen liefen, die aktuelle Schlafenszeit der Heranwachsenden? Gibt es womöglich eine präpubertäre Bettflucht? Treffen sich nachtaktive Großeltern und Enkelkinder vor dem Puschenkino? Haben wir es mit einer Generationen übergreifenden Verschiebung des Wachrhythmus’ zu tun?
Am Montag las ich dann im druckfrischen Spiegel einen Artikel über die Programmplanung des ZDF: Ab 2008 will man mittwochs die „… Unterhaltungsstrecke ab 20:15 Uhr ausdehnen, um so junges Publikum zu erreichen …“.
Die ARD hat dieses Vorgehen kritisiert, da man wohl den Verlust von Marktanteilen befürchtet. War die Ausstrahlung eines Jugendabenteuers um 2:35 ein Test, um die eigene Programmgestaltung zu überprüfen und herauszufinden, ob die Quote bei jugendlichen Zuschauern durch Verlagerung der Sendetermine in die Nacht gesteigert werden kann?! Fragen über Fragen.
Und alles nur, weil ich wissen wollte, ob am Samstag ein sehenswerter Film kommt …

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