Heute Nacht hatte es geschneit, so dass morgens eine zarte Schneedecke auf Autos und Bäumen lag. Genau die richtige Menge zum Schönfinden. Ein derartiges Ereignis gab es auch kurz vor Weihnachten 2007: Erstaunlicherweise war der Schnee nur stellenweise in Hannover gefallen, die Innenstadt war bspw. gänzlich unverschneit. Diese partielle Schneeeinstäubung wurde mit dem Begriff „Industrieschnee“ erklärt.
„Industrieschnee“ – das hört sich an, als wäre es so ein klebriges Schnee-Imitat aus der Sprühdose, mit dem Fensterscheiben und künstliche Tannen auf Weihnachten getrimmt werden können oder etwas, das zielgenau per Schneekanone verrieselt wird, um weihnachtliche Stimmung zu erzeugen oder -in größeren Mengen- für Skifahr-Bedingungen zu sorgen. Es klingt sehr nach „Wasch dir die Hände, du hast Industrieschnee angefasst.“.
Ich habe aber auch erfahren, wie Industrieschnee entsteht: Bei entsprechender Wetterlage (Inversion? Infusion? Inspektion?) kuscheln sich Wasserdampf und feine Staubpartikel in nicht allzu großer Höhe zusammen. Gemeinsam (ge-)frieren sie dann zu feinkörnigem Schnee und gehen zu Boden. Ich weiß, das ist sehr laienhaft formuliert, aber ich bin ja auch kein Wetterfrosch. Ich habe nicht mal eine Leiter in meinem Weckglas.
Was mich aufhorchen ließ, war „Staubpartikel“. Seit gestern wohne ich in einer der ersten Umweltzonen dieser Republik (klingt schon fast wie Luftkurort). Das heißt: Zukünftig kann es hier keinen Industrieschnee mehr geben. Wir haben nämlich keinen Schwebeschmuddel mehr, der mit Wasserdampf rumfraternisiert, um Winterillusionen zu erzeugen. Wenn es hier also wie heute schneit, dann ist das guter echter Frau Holle-Schnee. Die Bewohner der List sind keine Schnee-Fälscher. Haben wir nicht nötig!