Wenn man der Werbung eines privaten Fernsehsenders glauben darf, lebt diese Republik in einem erwartungsvollen Fieberwahn. Der Erreger des angeblichen Fiebers soll eine Sendung namens „Gülcans Traumhochzeit“ sein: Kriegen sie sich, kriegen sie sich vorher in die Haare, lassen sie es dann doch bleiben? „Sie“ sind ein junges Pärchen, deren vom Sender kommunizierte Wichtigkeit sich nur „Prominenz“-ignoranten Menschen wie mir nicht erschließt. Denn: Nach der inbrünstigen Vortragsweise in der Eigenwerbung, gibt es für die Bewohner dieses Landes anscheinend nichts, was es auch nur annähernd an Wichtigkeit mit besagter Verehelichung auf sich nehmen kann.
Mein Wissen speist sich aus der in o.g. Werbetrailern abgespulten abgespielten Kollektion an Bild- und Tondokumenten. Und die hat mich nun wirklich nicht in fiebrige Erwartung versetzt (es sei denn, dass meine Hoffnung auf ein möglichst schnelles Vorüberziehen der Einblendung auch zählt). Und damit sind wir bei meinem eigentlichen Problem, der unberechtigten Vereinnahmung meiner Person: „Ganz Deutschland fiebert mit …“ Frei nach „Asterix & Obelix“ kann ich da nur sagen „Ganz Deutschland?“
NEIN, nicht ganz Deutschland fieberwahnt in diesem Zusammenhang vor sich hin. Nach einer Umfrage im Kreise meiner Lieben kann ich versichern, dass keiner der Befragten auch nur eine im Zehntelbereich befindliche Temperaturerhöhung „erlitten“ hat, vor lauter Anspannung, das Finale dieser Doku zu sehen. Um genau zu sein: Die meisten wussten nicht mal, wovon ich spreche. Die waren offenbar nicht mal in die Nähe des Fiebererzeugers gekommen!
Ich würde es also begrüßen, wenn alle Fernseh- und Radiosender, sowie sonstige Meinungsbildner, künftig die vermutlich aus diffusen Allmachtsfantasien genährten Formulierungen „Ganz Deutschland/Niedersachsen/Hannover …“ mit dem Zusatz „Mit Ausnahme von Frau H. aus H. … (und ggf. weiteren Ausnahmen)“ versehen. Es sei denn, man hat tatsächlich die Zustimmung von allen „ganz Irgendwo“-Bewohnern. Was mir im Zusammenhang mit Sendungen in der Art der o.g. Dokureihe doch eher unwahrscheinlich erscheint.
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Meta
Mein Fernsehgerät ist ungefähr 11 Jahre alt. Eine dicke schwarze Kiste mit einem einzigen Lautsprecher. Die Bildschirmdiagonale beträgt 53 cm – das wurde damals noch in Zentimetern gemessen, nach der Bildschirmmessungsreform schreibt man jetzt aber wohl besser 21 Zoll.
Da wird zum Beispiel die Frage gestellt „Wie heißt der Flughafen von Lissabon?“. Eine Frage, die man umgehend und kompetent beantwortet bekommt, wenn man „Flughafen Lissabon“ bei seiner Lieblingssuchmaschine eingibt.
Gestern kam ein Umschlag mit einer neuen Plastikkarte. Offenbar ist mit dem Ablaufdatum der alten Karte auch mein Leben als „Frau H. aus H.“ abgelaufen, denn ich wurde sowohl im Adressfeld als auch in der Anrede mit „Herr H. aus H.“ angesprochen. Erfreulicherweise darf ich meinen Vornamen Susanne weiterführen. Was die Kombination allerdings noch skurriler wirken lässt. Erinnert ein bisschen an die Textzeile in dem Song von Johnny Cash „Boy named Sue …“
Ich habe in der Liste der Wettbewerbsteilnehmer etliche entdeckt, die ich durchaus noch häufiger einsetze. Es waren aber auch viele dabei, die ich schon lange nicht mehr verwendet habe. Dabei ist es doch ganz einfach – sie sind schließlich in meinem Kopf. Ich muss ihnen nur den Weg zu Tastatur und Stift zeigen, schon sind sie sichtbar.
Was ist klein und grün? Nein, es ist kein Frosch. ES ist die Limette.
Die Evolution hat der Bürowelt interessante Tierarten beschert. Der Saurier unter den Bürotieren dürfte wohl der Leinenfrosch sein. Sein Biotop ist die Hängeregistratur. Genauer gesagt, die „Hängetasche für ungelochtes Schriftgut, seitlich mit Leinenfröschen verschlossen.“.